Reduktion der Aerosol-Übertragung von SARS-CoV-2 in (Spital-)Liftkabinen

Das renommierte Indoor Air Journal hat ein Editorial von niederländischen Forschern zur Publikation akzeptiert (DOI: 10.1111/ina.12744). Darin berichten Cees van Rijn et al. von der Amsterdam University über die Reduktion der Aerosol-Übertragung von SARS-CoV-2 in Spital-Liftkabinen. Experimentell untersucht wurden zwei Liftkabinen-Grössen. Verwendet wurden Glycerol/Ethanol Aerosole mit einem Durchmesser von 5 µm. Die drei Betriebsmodi geöffnete Türen, im Betrieb und geschlossene Türen zeigten, wie lange Aerosole in Liftkabinen verbleiben. Die Luftwechselrate betrug ACH=10. Die Autoren weisen darauf hin, dass die Belüftung von Spital-Liftkabinen in den Niederlanden eine Nachlaufzeit von 1-2 Minuten hat. Die Kabinenluft wird üblicherweise nach oben in den Liftschacht ausgeblasen.

Quelle: Indoor Air Journal (2020) Accepted Editorial

Die Autoren ziehen aus den Ergebnissen folgende Schlüsse:

Aerosole verbleiben in Liftkabinen über lange Zeit (selbst bei 10-fachem Luftwechsel pro Stunde).

Die Reduktion der Aerosol-Last um den Faktor 100 erfolgt bei ACH=10 innerhalb von

24-30 Minuten bei geschlossenen Türen
12-18 Minuten in Betrieb.
3-5 Minuten bei offenen Türen

Spital-Liftkabinen werden gemäss Normen mit ACH= 6 bis 20 belüftet.

Liftkabinen-Türen sollen im Ruhezustand geöffnet bleiben.

Die Belüftung von Liftkabinen soll vom Liftschacht her erfolgen, möglichst mit einem HEPA-Filter.

Verwendung von Medizinischen Nasen-Mund-Masken (N95/N99) wird dringend empfohlen.

Kommentar von FREI WÜEST EXPERT
Die Ergebnisse der niederländischen Studie verdeutlichen die Bedeutung der Belüftung von Liftkabinen und Liftschächten. Diese wird durch SARS-CoV-2 noch verstärkt. Die niederländischen Untersuchungen erfolgten bei ACH=10. Bei kleineren Luftwechselraten erhöht sich die Verweilzeit markant. Die Belüftung von Liftschächten ist in der Schweiz in keiner SIA-Publikation geregelt. Die Erarbeitung eines SIA-Merkblatts 20xy Lüftung von Aufzugsanlagen scheiterte bisher – trotz freigegebenem Projektvorschlag – an der fehlenden (BFE-)Finanzierung.